Sendung 09.01.2017: Das „Gender-Paradoxon“

v.l.n.r.: Sunder Martin, Prof. Dr. Ulrich Kutschera, Thomas Brandenburg, Fabian Krahe
v.l.n.r.: Sunder Martin, Prof. Dr. Ulrich Kutschera, Thomas Brandenburg, Fabian Krahe
In Ihrer ersten Sendung im Jahr 2017 haben die fröhlichen Gottlosen Prof. Dr. Ulrich Kutschera, Evolutionsbiologe aus Kassel und Visiting Scientist in Stanford, Kalifornien, zu Gast in der Sendung. Mit ihm sprechen sie über seine Kritik an der „Frau-gleich-Mann-Gender-Ideologie“. Zum Schluss der Sendung geben die fröhlichen Gottlosen noch Buchempfehlungen und Terminhinweise.



BuchempfehlungCover
Ulrich Kutschera: Das „Gender-Paradoxon“. Mann und Frau als evolvierte Menschentypen (= Naturwissenschaft und Glaube Bd. 13), Lit Verlag, Berlin 2016.
Ulrich Kutschera: Tatsache Evolution. Was Darwin nicht wissen konnte, dtv, 3. Auflage, München 2010.
Richard Dawkins: DIe Schöpfungslüge. Warum Darwin recht hat, Ullstein, Berlin 2010.

Termine im Januar 2017

  • Do. 12.01.2017: Martin Luther: Ein radikaler Anti-Demokrat – gegen eine souveräne Obrigkeit des Volkes. Es spricht Dr. theol. Paul Schulz in den Veranstaltungsräumen der GLS Bank, Düsternstraße 10, 20355 Hamburg. Eine Veranstaltung des gbs-Hamburg e.V.

One thought on “Sendung 09.01.2017: Das „Gender-Paradoxon“

  1. Schön, dass Ihr das strittige Thema aufgreift.

    Einigem, was Kutschera sagt, kann ich ja nicht folgen, etwa zu Anfang, über Männer die keine schreienden, kl. Kinder hören können, das ist doch arg extrem. Solche Fälle sind doch glücklicherweise zu selten, als dass man sie zum Normalfall erklären könnte. Gut – vielleicht weiß er über den Fall und die Personen mehr als ich – ich weiß darüber quasi nichts.
    Aber dass Männer auch mal mit Kleinkindern alleine sind dürffte ja selbst in traditionellen Gesellschaften oft genug vorkommen.

    Nun ja.

    Man kann ihn aber nicht in die rechte Ecke abschieben, was oft versucht wird. Ich höre immer wieder eine liberale Haltung aus seinen Aussagen und stimme insoweit überein, als ich staatliche Einflussnahme zur Rollengestaltung der Geschlechter ablehne. Auch weitestmögliche, gleichberechtigte Entfaltung Homosexueller und anderer Minderheiten stimmt er m.E. zu – nur diese und heterosexuelle Präferenz eben nicht verkaufen als sozialisierte, antrainierte oder aufoktroyierte Lebensweise.

    Was den Zusammenhang zum Marxismus betrifft, da finde ich die Argumentation auch schwach und ging die Debatte m.E. aneinander vorbei. Er sprach von Mannweibern, aber als explizites Merkmal benannte er eigentlich nur Vollzeitjobs. Als Gegenargument kam dann der im Osten aufgeschnappte Spruch, die Frauen wollten ja alle nur das gleiche, etikettiert als rückwärtsgewandt in den 50ern.

    Wo soll man da anfangen? In den 50ern war die DDR 2-11 Jahre am Drücker. Eine kurze Zeit, um einen tiefgreifenden Mentalitätswandel zu bewirken, wenn man mich fragt. Viele Menschen wechseln ja ihre Ansichten über Nacht, wenn sich der Wind dreht, aber vieles dauert auch länger. Kann es sein, dass das einfach eine Begegnung mit einem anderen Milieu war?

    50er Jahre verbinde ich mit Spießertum, Verklemmtheit, nicht die Frauen wollen alle nur das Eine, sondern die Frauen haben Migräne und wollen selbst gar nicht.

    Aber Arbeitermilieu und Bürgtum hatten da schon lange ein anderes Weltbild.

    Im Westen gab es, soweit ich das beobachtet habe, lange und oft Verbindungen von Linken und Frauenbewegung, aber die Frauenbewegung war ideologisch noch nicht so extremistisch, so waren etwa Quoten unter den Feministinnen selbst umstritten. Nun ja, und Marxisten galten als extremistisch per se – die gemäßigten Linken taten sich mit der Frauenbewegung aus verschiedenen Gründen leichter. Im bunt schillernden Spektrum gab es jedenfalls auch unter Marxisten viel Kritik an feministischen Theorien. In Friedens-, Anti-AKW- und sonstigen Umweltbewegungen traten aber extreme Linke und Feministinnen oft gemeinsam auf – das ist auch wieder richtig.

    Der materialistische Ansatz (Das Sein bestimmt das Bewusstsein) verträgt sich jedenfalls schlecht mit den Vorstellungen, dass wir nur alle unsere Rollenvorstellungen ändern müssen, und die Realität kommt dann nach – Undoing Gender.

    Mit der extremen GM-Bewegung ist es aber wohl auch so, dass die meisten Anhänger das gar nicht im Detail kennen und nicht dogmatisch vertreten, so wie ja auch kaum ein Christ die Bibel kennt und sich auch wenig um Widersprüche schert.

    Nähmen die Menschen die Theorien ernster, sie hätten wohl besser Theorien. Andererseits kann man auch wieder froh sein, dass viele Theorien nicht so ernst genommen werden, wie sie gepredigt werden.

    Ich weiß also nicht, ob ich das GM für so gefährlich halten soll wie Kutschera. Die intellektuelle Auseinandersetzung halte ich aber für wichtig. Und zwar gerade in sich links und liberal verstehenden Kreisen. Die extreme Rechte versucht hier nämlich ein Feld zu besetzen, auf dem sie endlos punkten können, wenn wir uns weiter in die Tasche lügen und die Widersprüche nicht selbst thematisieren. Mit „wir“ meine ich hier alle, denen an Aufklärung gelegen ist, die es ablehnen ihrer politischen Linie zuliebe sich zu verbiegen, die Augen zu schließen und zu oft 5 gerade sein lassen, die aber für Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit – von mir aus: Solidarität – eintreten und die Ächtung von Gewalt.

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